METRIC
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Indierock ohne stilistische Beschränkungen: Diesem Credo haben sich die Kanadier Metric nun seit über zwei Jahrzehnten verschrieben. Die 1998 zunächst als Duo gegründete Formation, die seit 2002 als festes Quartett agiert, hat auf ihren Alben immer wieder neue Ansätze zwischen Indie, New Wave, Post-Punk, Electronica, Synth- und Dream-Pop gefunden – und ist damit zu einer der erfolgreichsten kanadischen Indierock-Bands des neuen Jahrtausends aufgestiegen. Was angesichts ihres speziellen, oft gewollt unangepassten Sounds erstaunlich ist, denn große Hits waren nie das primäre Ziel von Metric. Das beweist erneut die aktuelle Single „Doomscroller“ von ihrem am 8. Juli veröffentlichten achten Album „Formentera“: Sie ist ein über zehn Minuten langes Indietronic-Monster, das Atmosphäre und Tiefgründigkeit vor Hit-Tauglichkeit und Eingängigkeit stellt. Rund um „Formentera“ gehen Metric auf Welttournee: Während sie 2022 zunächst eine gewaltige Nordamerika-Tour unternehmen, kommen sie Anfang 2023 nach Europa und spielen zwischen dem 4. und 8. Februar auch drei Deutschlandkonzerte in Köln, Hamburg und Berlin.
Toronto, New York, London und Los Angeles: Das sind die Stationen, die Metric in den ersten Jahren ihres Bestehens zu der Einheit formten, als die sie sich heute darstellen. Ursprünglich unter dem selbstironischen Namen Mainstream gegründet von Sängerin und Keyboarderin Emily Haines sowie dem Gitarristen James Shaw, war den beiden in den Gründungsjahren der Band kein Aufwand zu groß und kein Umzug zu herausfordernd, um ihre gemeinsame musikalische Vision voranzubringen. Je nach Gelegenheit und Angebot, zogen Haines und Shaw eben in eine der vorgenannten Städte, weil sie sich dort eine Progression ihrer gemeinsamen Unternehmung erhofften. Dabei wohnten sie oft in Künstler- und Musiker-WGs, teils zusammen mit Mitgliedern von Broken Social Scene und Stars (in Toronto) oder TV On The Radio, Liars und den Yeah Yeah Yeahs (in New York). In Brooklyn trafen sie dann auch auf die Musiker, die aus dem Duo eine Band formten: Schlagzeuger Joules Scott-Key, der Ende 2001 zum Projekt stieß, und Bassist Joshua Winstead, der ein Jahr später bei Metric aufgenommen wurde.
Von Anbeginn setzten sich Metric ab – sowohl vom klassischen Indierock, als auch von dem, was man zu Beginn des Jahrtausends unter „Indietronic“ verstand: also Live-Bands, die zugleich viel mit elektronischen Zutaten arbeiten. Ihre Musik besitzt stets etwas Schwelgerisches und Romantisches einerseits, andererseits aber auch ein Gespür für Auslassung, Pause und die Reduktion auf das Wesentliche, wie man es aus der technoiden Dance Music kennt. Angereichert durch hervorragend komponierte Songs, brauchte es zwar einige Zeit, bis Metric ihren Markt (oder überhaupt einen Plattenvertrag) gefunden hatten; seither geht es für die Band aber stetig nach vorn. Zunächst vor allem in Kanada, wo bereits ihr Debütalbum „Old World Underground, Where Are You Now?“ (2003) Gold- und das zweite Album „Live It Out“ (2005) Doppel-Platin-Status erreichten. Seit dem vierten Longplayer „Fantasies“ (2009), für den Metric u.a. mit zwei JUNO-Awards ausgezeichnet wurden, blickt das Quartett auch international auf große Begeisterung. Seit diesem Album sind Metric Dauergäste in den kanadischen Top 10. Mit dem Nachfolger „Synthetica“, ebenfalls mit einem JUNO-Award dekoriert, gelang ihnen auch erstmals eine hohe Platzierung in den US-amerikanischen Billboard Charts: Platz 12.
Ihr unlängst erschienenes achtes Album „Formentera“ entstand nun komplett im bandeigenen Studio in Toronto und zeigt eine Musikformation auf dem Höhepunkt ihrer kreativen Kraft, die versucht, die turbulente Welt um uns herum zu entschlüsseln. „Formentera" ist nach der Insel in der Nähe von Ibiza benannt und stellt für die Band ein imaginäres Traumziel dar: „Wir haben lange Zeit in unserer Fantasie gelebt, weil wir physisch nirgendwo anders hingehen konnten“, sagt James Shaw. Und Haines fügt hinzu: „Wir kamen zu der Erkenntnis, dass es gar nicht mehr um einen konkreten Ort ging, sondern darum, sich in Gedanken eine Fluchtmöglichkeit zu schaffen, weil man über so viele Dinge machtlos ist.“