NENEH CHERRY
+ Support: CHARLOTTE ADIGÉRY
NENEH CHERRY
Was ist zu tun in Zeiten des Umbruchs? Wie haben wir uns zu verhalten? Und wonach bemisst sich das Potenzial jedes einzelnen, wenn es darum geht, sich einzubringen, die Dinge zu verändern? Welche Maßnahmen müssen wir, wo doch das Signal-Rausch-Verhältnis mehr denn je aus dem Ruder gelaufen ist, ergreifen, um uns in Erinnerung zu rufen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein – und was ist nötig, um dieses Ideal zu bewahren? Das fünfte Soloalbum von Neneh Cherry, Broken Politics, verhandelt diese und andere, damit verbundene Fragen; die Sängerin sucht behutsam und geduldig nach Antworten, und sie hat auch keine Angst davor, dass es auf einzelne Aspekte womöglich keine einfache Antwort geben kann. Zugleich wütend und bedacht, melancholisch und ermutigend, setzen Cherry und ihre Albumgäste für Broken Politics alles daran, die existierende Klangpalette abermals zu erweitern – und landen so bei einem komplett einzigartigen, ungemein aufgeladenen Electro-Pop-Sound, der diese großen Fragen perfekt untermalt.
Die Arbeit an Broken Politics begann Neneh Cherry gleich nach dem Ende der ausgiebigen Tour, die sie zum Vorgänger Blank Project (2014) angetreten hatte; entscheidend war dabei das Bedürfnis, die für das vorangegangene Album begonnene Zusammenarbeit mit Kieran Hebden (Four Tet) und dem Producer-Duo Rocketnumbernine fortzusetzen. „Das letzte Album klang sehr viel wütender, sehr viel wuchtiger. Das hier ist im Vergleich deutlich ruhiger und reflektierter“, meint Cherry. „Ich war nicht immer so gut darin, die Dinge so zügig auf den Punkt zu bringen, und auch jetzt hat es immer noch lange genug gedauert – aber das ist auch okay so.“ Nach einer ersten Songwriting-Session mit ihrem angestammten Co-Autor Cameron McVey, die schon Ende 2016 stattfand, schickte die Sängerin ihre ersten Demos an Hebden, der damals gerade auf dem Rückweg nach New York City war, nachdem er eine Hochzeit in Los Angeles besucht hatte.
„Ich bin da ja immer eher vorsichtig bei so großen Themen, weil das ganz schnell so rüberkommen kann, als ob ich mir anmaßen würde, eine Lösung des Problems zu haben – und wer, verdammt noch mal, hat schon derartige Lösungen?“, sagt Cherry, wenn man sie auf den Titel des neuen Longplayers anspricht. „Ich schreibe meine Songs am liebsten aus meiner eigenen Perspektive, und die Ära, in der wir gerade leben, in der dreht sich so vieles um die Frage, wie man seine eigene Stimme finden kann. So viele Menschen haben das Gefühl, nicht gehört zu werden, sie fühlen sich missverstanden und sind dementsprechend enttäuscht. Und was zur Hölle kann ich daran schon ändern? Vielleicht beginnt das Politische tatsächlich im eigenen Schlafzimmer, in den eigenen vier Wänden – als eine Form von Aktivismus, als ein Gefühl von Verantwortung. Dieses neue Album handelt von genau diesen Dingen: diesen Bruch zu fühlen, diese Enttäuschung und Trauer – aber es geht auch um Beharrlichkeit, ums Weitermachen. Es ist ein Kampf gegen die Vernichtung des freien Willens, des freien Denkens.“