Loft Concerts präsentiert:
Mi
Mittwoch
22.03.17
22.03.
Einlass
19:00
Start
20:00
Konzert

HUNDREDS

-WILDERNESS TOUR 2017-
+ JOSIN
Medium hundreds by j. konrad schmidt

HUNDREDS

Ein großer, in Dunkelheit gehüllter Raum, auf der Bühne eine nebelumwaberte Frau, das Dröhnen der Bässe vibriert im Körper, ihre warme Stimme halt durch die Reihen der tanzenden Menge, begleitet von einem Mann, der über ein Piano gebeugt steht. Die tanzenden Lichter tauchen ihn abwechselnd in Licht und Schatten. Auf der Bühne stehen Eva und Philipp Milner. Die Band “Hundreds” gründete das Geschwisterpaar 2010 am Hamburger Hafen. Als Hörer erfährt man ihre Musik als klar und kraftvoll; die von Philipp sorgsam arrangierten elektronischen Beats treffen auf Evas melancholische Texte. Dabei dominiert eine düstere Sehnsucht, die immer getragen wird von Euphorie und purer Lust an der Musik. Will man Vergleiche bemühen, fällt die Wahl wohl am ehesten auf die Musik von Console, Björk oder The Knife. Seit dem Debütalbum “Hundreds” ist die Musik der Geschwister Milner offener geworden, ohne dabei von ihrem Geheimnis etwas einbüßen zu müssen. Was am Anfang noch wenig greifbar war, nimmt mit dem selbsternannten zweiten Debütalbum “Aftermath” langsam Gestalt an. Die Hundreds geben ihrer Musik zunehmend ein Gesicht, tauchen selbst hinter ihrer Musik hervor und gehen damit einen Schritt in die Öffentlichkeit. Die Songs bleiben dabei Chiffren, die es beim Hören immer neu zu entschlüsseln gilt. Der sorgsam komponierte Sound der Alben wird von Eva und Philipp auf der Bühne bildgewaltig in Szene gesetzt. Ein Konzert ist eine Show, ein Auftritt, eine Inszenierung, die gemeinschaftlich entwickelt wurde. Die Songs werden von den Milners ausgeführt und zu neuen Erfahrungswelten zusammengemixt. Sie treten aus sich heraus, fließen ineinander zu einem fesselnden Rausch, sodass man als Zuschauer den Eindruck gewinnt, eine völlig neue Band zu erleben. Dabei spielen die visuellen Effekte eine ebensogroße Rolle, wie die Musik. Die Hundreds arbeiten für die Live- Shows mit Künstlern und Handwerkern zusammen, die mit ihnen gewachsen sind, die Musik blind verstehen und umsetzen. “Wir wollten, dass aus unserer Musik auf der Bühne mehr wird”, sagt Eva. Die Songs sind dabei nie abgeschlossene Einheiten, sondern verändern sich stetig. Der Song “Happy Virus” ist dafür ein gutes Beispiel: “Wir haben daraus live ein Monstrum erschaffen.”, so Sängerin Eva. Eine Vorliebe, die eigene Arbeit ständig weiterzuentwickeln, zeigten die Hundreds auch auf ihrer “Tame the Noise-Tour 2015”, als sie eigene Songs in neuen intimen Versionen präsentierten. Mit ihrem zweiten Album “Aftermath” haben uns die Geschwister Milner mit in den Wald ihrer Kindheit genommen. Der Wald findet sich sodann auch im Artwork der Band wieder; als Sinnbild für den Platz des Menschen in der Natur. Als Rückzugsort und unheimlicher Fantasiewelt wird der Wald auch im neuen dritten Album “Wilderness” eine entscheidende Rolle spielen. Im Sommer 2015 begann dazu die Arbeit im hauseigenen Studio im beschaulichen Wendland. Das Album handelt vom Einbruch des Menschen in die unberührte Natur. Dazu Eva: Stell’ dir vor, du bist ein Tier im Wald und jemand baut eine Autobahn durch deine Heimat. Mit der ersten Single “What remains” melden sich die Hundreds laut und stimmgewaltig zurück. Wir können es kaum erwarten.


JOSIN

Als Tochter von zwei Opernsängern wächst JOSIN seit früher Kindheit in ständiger Präsenz von Musik auf. Sie lernt Klavier und beginnt im Alter von 14 Jahren ihre eigenen Songs zu schreiben, verfolgt aber keine ernsthaften Absichten mit ihrer Musik. Sie soll erst später über Umwege zu ihr finden.


Ob am Ende jede Sackgasse und jeder Umweg einen Sinn hatte beantwortet sie ohne zu zögern mit „Ja“. So ist es auch. Wenn man JOSINs Musik hört, scheint es als müsse man mit ihr verschmelzen, um zu verstehen, was wirklich in ihr liegt. Als gäbe es nur zwei Zustände: Entweder man ist in ihrem Kosmos oder man ist es nicht.


Es entsteht eine 4-Track EP mit dem Namen „Evaporation“, die 2015 ins Netz gestellt wird - eine „Essenz der letzten Jahre und vielen, vielen Songs“, so die Musikerin. Die Platte trifft das Herz. Das schwer und nachdenklich pocht, sich intim den unausweichlichen Dingen des Lebens und der Welt öffnet, leidet und liebt. Ohne gefallen zu wollen, überzeugt „Evaporation“ mit Understatement und einer außergewöhnlichen Melancholie.


Irgendwo zwischen Herz und Verstand sind ihre Songs anzutreffen. Sie umarmen einen aber gleichzeitig lassen sie einen in einem aufgewühlten inneren Zustand zurück und dem Bedürfnis nach einer Fortsetzung. Auf reguläre Songstrukturen verzichtet die Musikerin und Produzentin (unbewusst) und folgt eher ihrem Gefühl als dem Komponieren perfekter Popsongs. Die so entstehende Komplexität fordert stets die innere Aufmerksamkeit ohne, dass sich Arrangement, Gesang oder Text dem Zuhörer jemals aufdrängen würden.


Man kann ihre Songs mit einem Crescendo vergleichen. Vorsichtig gelangt man in ein neues Gefilde und eine immer dichtere Atmosphäre baut sich auf. Und plötzlich ist es vorbei und all die Gefühle, Klänge und Fragezeichen pochen weiter.


Unverschnörkelte Melodien, treibende Beats und ein warmer, zurückhaltender dennoch eindringlicher Gesang kennzeichnen JOSINs Sound. Man hört sofort, dass ihre Stimme ihren wahren Charakter in einer natürlichen Farbe offenbart. Kein künstliches Einfärben, nicht modisch und vor allem nie zu viel. Nicht zuletzt war für JOSIN das Entdecken ihrer natürlichen Stimme und ihre musikalische Entwicklung auch ein Findungsprozess in dem die Musikerin sich für eine Zeit sogar komplett dem Gesang in ihrer Musik entsagt hatte. Mit Anfang zwanzig erlernt sie selbstständig neue Instrumente, produziert, schreibt und formt sich in völliger Eigenregie. Ihrer Stimme hat die Künstlerin zum Glück wieder einen Platz gegeben, allerdings als gleichwertiges Mitglied einer komplexen Soundwelt. Nie zu viel, immer mit Understatement und in einer ausgewogenen Symbiose mit ihrer Musik.


JOSINs Texte sind überwiegend metaphorisch und handeln oft von einem unvollkommenen Zustand. Auch wenn die Musik ihnen ein melancholisches Gewand gibt, versprühen sie dennoch Hoffnung und Sanftmut. Auf den zweiten Blick. Es scheint als würde die Künstlerin einem nur den Schlüssel zur eigenen Interpretation in die Hand legen. Am Ende hat das durch JOSINs Texte transportierte Gefühl für jeden eine eigene, ganz persönliche Bedeutung.


Die nordische Welt aus der JOSIN ihre Inspiration zieht ist ebenso voller Kontraste wie ihre Musik. Sie ist rau und kalt aber reich an Nährstoffen und Leben. Und wenn man möchte, kann man in ihr bestehen und langsam aber gewiss und dann für immer ihre Schönheit erkennen.


Aktuell arbeitet die Musikerin an ihrem ersten Album. Wohingegen „Evaporation“ einen schlichten Weg zwischen Eleganz und Reduziertheit wählt, zeigen sich die ersten Songs des Albums mit einer Kraft, die mutiger nach vorne geht. Auch ihre Produktionen sind offener, experimenteller, teils elektronisch, teils klassisch. Ihr natürliches Anderssein und ihre Intensität behält die Künstlerin jedoch stets in einer Zeitlosigkeit bei.


Man kann gespannt sein.

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