Jamie Lidell And The Royal Pharaohs
‘The Times’ nannte Jamie Lidell schlicht „brillant“ und umschrieb so perfekt die Kunst dieses einzigartigen Grenzgängers.
Seine Exkursionen zwischen elektronischer Musik, Soul-Elementen, Pop und experimentellen Arbeiten bewegen sich weit außerhalb der üblichen Genre-Schubladen. Auf seinen fünf Alben hat sich der 42-jährige Künstler immer wieder neu erfunden. Seine 2013 erschienene, fünfte CD „Jamie Lidell“ stellte nach eigener Aussage eine Zusammenfassung seiner bisherigen Arbeiten dar. Danach ging Lidell auf Welttournee mit einer einzigartigen Ein-Mann-Show, im Anschluss wurde es für eine Weile still um den begabten Briten. Nun gibt es erste Anzeichen für eine Rückkehr in diesem Jahr: Ein neues Album soll erscheinen, zudem wurden vier Deutschland-Konzerte zwischen dem 22. und 31. Oktober in Hamburg, Berlin, Köln und München bestätigt.
Es gibt nicht viele Künstler, deren Werke sowohl mit den Glanzleistungen von Marvin Gaye oder Prince als auch mit progressiver Elektronikmusik im Stile von Aphex Twin oder Squarepusher verglichen werden. Zwischen diesen beiden Polen, dem Soul und anspruchsvoller Elektronikmusik, ist der unvergleichliche Sound von Jamie Lidell And The Royal Pharahos angesiedelt.
Bereits in der Schule avanciert der als Jamie Lidderdale geborene Klang-Magier zum talentierten Schlagzeuger und Percussionisten. Zudem erlernt er Posaune sowie Gitarre und entwickelt eine eigenständige Art des Soulgesangs. Sowohl seine Stimme als auch die Instrumente verfremdet er dabei durch zahlreiche Effekte und erzeugt auf diese Weise vollkommen neue Sounds. Mit dem Siegeszug der Loop Station, mit der sich Töne in Echtzeit sampeln und loopen lassen, öffnet sich auch für Jamie Lidell eine neue Welt. So absolviert er eine komplette Tournee nur mit Stimme und Effektgerät, baut Beatboxing, Chorgesang sowie zahlreiche Leadstimmen live auf der Bühne spontan zusammen. Nicht erst seitdem gilt er als einer der aufregendsten Live-Musiker der Elektronikszene. Auch sein Duo Super_Collider, das er seit 1998 mit dem Techno-Künstler Christian Vogel betreibt, erfährt weltweite Begeisterung.
Auf seinen vier Studioalben „Muddlin Gear“ (2000), „Multiply“ (2005), „JIM“ (2008) und „Compass“ (2010) exploriert Jamie Lidell neuartige Klangwelten. Mal lässt er sich vom 70er-Space-Funk Funkadelics inspirieren, dann wieder unternimmt er Ausflüge in die experimentelle Elektronik. Auf seinen Werken finden sich Versatzstücke aus Funk, Jazz, HipHop, Breakbeat, Freestyle und teils hartem Technosound sowie aufregende Kooperationspartner wie Feist, Gonzales oder Beck. Dabei verfügt seine Musik stets über viel Soul und somit über eine kompakte, geschmackvolle Basis, die einen unmittelbaren Zugang zu seinen teils abstrakten Kompositionen erlaubt.
Mit seinem letzten, 2013 veröffentlichten Album „Jamie Lidell“ bot er einen Querschnitt durch sein bisheriges Schaffen an, womit sich auch der schlichte Titel des Albums erklärt. Es ist die erste Produktion, die er in seinem frisch errichteten Studio in Nashville aufgenommen hat. Im Anschluss an eine vielumjubelte Welttournee zog sich Lidell für eine Weile zurück, nun weisen erste Indizien darauf hin, dass er in diesem Jahr mit einem vollen Paket zurückkehren wird: Online-Blogs vermelden gegenwärtig, dass im Spätsommer ein neues Album erscheinen soll.