Langsam zieht es einen hinein: Ein Klangwabern, wie ein geheimnisvoller Nebel, der aus den Boxen dringt. Bis nach einer Minute der Lockruf eines Saxophons aus diesem Nebel ruft. Es ist ein tastendes, mal hochmelodisches, mal dissonant knarzendes Spiel, das einen durch „Nazca“ führt, dem ersten Song auf dem Debüt von Tuxedomoon. 1980 erschienen, war „Half-Mute“ die eindrucksvolle Geburtsstunde einer Band, die zugleich Avantgarde-Pop und Post-Punk sein konnte. Das merkte man spätestens in der Sekunde, in der „Nazca“ übergeht in „59 To 1“, einem knarzenden, monotonen, kalten Stück, das einem die Adern gefrieren lässt. Ein Auf und Ab, an das man sich gewöhnen muss wenn man sich durch „Half-Mute“ in seiner ganzen verstörenden Pracht hören will. Aber genau diese Wandlungsfähigkeit war es, die Tuxedomoon schon von Beginn an Lobeshymnen der Kritiker einbrachte. Mittlerweile ist die Band aus San Francisco seit 36 Jahren aktiv, spielte hunderte Shows, veröffentlichte dutzende nicht minder aufregende Alben – und ist dennoch unverkennbar stolz auf ihr Debüt. Aus diesem Grund werden Tuxedomoon im Mai 2016 noch einmal mit „Half-Mute“ auf Tour gehen und es komplett live aufführen: Angefangen vom oben beschworenen Nebel von „Nazca“ bis hin zum elfminütigen Abschluss „KM / Seeding The Clouds“. Die originalen Bandmitglieder Steven Brown, Peter Principle und Blaine Reininger sind weiterhin dabei und werden begleitet von Luc van Lieshout und David Haneke. In Deutschland werden Tuxedomoon am 20. Mai im Astra zu sehen sein und man übertreibt nicht, wenn man hier ganz nüchtern feststellt, dass es diese Show mit diesen Songs mit dieser Geschichte danach kaum wieder in der Nähe zu sehen geben wird.