Karrera Klub präsentiert:
Sa
Samstag
24.09.11
24.09.
Einlass
19:00
Start
20:30
Konzert & Party

TURBOSTAAT

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CASPER

Casper ist einzigartig, aber das beschreibt den Ausnahmekünstler nur unzureichend. Rap in Deutschland ist seit vielen Jahren etabliert und weist unverkennbare Verschleißerscheinungen auf. Da taucht auf einmal Casper auf und macht alles anders und auch besser. Plötzlich spielen Verlust, Teenage Angst, und Selbstreflexion die tragende Rolle. Ohne Pathos, Jammerei und studentische Weltverbesserungs-Attitüde.
Vielleicht braucht es eine gebrochene Biografie, die geistige Enge Bielefelds und ein jahrelang gezüchtetes Lebensideal, um ein so entwaffnend offenes und seelenvolles Album wie „XOXO“ zu machen. Sein Innerstes nach außen zu kehren hat im deutschen Rap keine Tradition. In anderen Genres ist es Existenzbedingung. Casper benutzt Elemente von Rap, folgt in seiner Haltung jedoch den zornigen jungen Morrissey, Ian Curtis und Jochen Distelmeyer.
Konzerte von Casper und seiner Band sind keine Shows im Sinne von Entertainment, sondern Massenexorzismen, die bis zur Selbstaufgabe durchgekämpft werden. Dämonen werden ausgetrieben, herausgeschrien. Casper erledigt das stellvertretend und ist dabei so mitreißend und fordernd, dass die Grenze zwischen Künstler und Publikum verschwimmt, das ist der Geist des ursprünglichen Hardcore. Bei aller Wut, die Casper rauskotzt, und deren Intensität locker Rage Against The Machine-Level erreicht, ist es aber die fürsorgliche Gang-Mentalität, die den Einzelnen nicht im Regen stehen lässt, sondern mit der tröstlichen Gewissheit nach Hause und ins Leben schickt: Wir sind viele. Wir holen zurück was uns gehört.

THE KING BLUES

The King Blues ist eine Akustik-Ska-Band aus London, die in ihrem Stil Einflüsse von Ska und Akustik-Folk mit denen von Punk und Hardcore kombiniert. Beeinflusst wurden sie unter anderem von Public Enemy, The Clash, The Specials und Minor Threat.
The King Blues begannen als ein Ska-Duo, bestehend aus Itch (Ukulele/Gesang)und Jamie Jazz (Gitarre/zusätzlicher Gesang). Jamie Jazz arbeite damals in einem Musikgeschäft namens "Rock Around the Clock" in Crouch End/Muswell Hill, London, gab diese Beschäftigung jedoch auf, da er einsah, dass der Erfolg von The King Blues nur unter Aufwand seiner gesamten Zeit zu schaffen war. Zudem wurde die Band kurz später um eine weitere Akustik-Gitarre und einen Bass ergänzt. Der Sound der King Blues wurde damals als "soulful ska with raw folk and a punk rock attitude" beschrieben.

TURBOSTAAT

Mit Punk ist es so eine Sache. Eines von dessen Prinzipien besteht bekanntlich darin, dass man als Band entweder zum "Ausverkauf" strebt - mit dem Nebenresultat, dass die Alten sich abwenden und die freien Plätze von den Neuen eingenommen werden. Oder dass man als Band den "Ausverkauf" vermeidet - und schön weiter vor den Freunden spielt (Familienfeier-Prinzip). Viele Bands erleben den ersten Fall - "das Problem" - dabei sowieso nie. Aber was ist mit jenen, deren Musik nun einmal zu viele interessiert? Was ist in diesem Fall zu tun? Oder auch: soll das nicht eigentlich so?

In Deutschland gibt es folglich nicht allzu viele Punkbands, denen es gelungen ist, beide Möglichkeiten miteinander zu verbinden. Die Goldenen Zitronen haben Anfang der 1990er einen klaren Bruch vollzogen und sich im Zuge ihrer Entwicklung zum guten Gewissen der kümmerlichen Reste von Gegenkultur und Opposition entwickeln können, gleichzeitig aber auch Anschlusspunkte an den bürgerlichen Hochkulturbetrieb gefunden. Die mittlerweile in Flensburg, Hamburg und Berlin ansässigen Turbostaat haben, statt die Richtung zu ändern, hingegen einfach immer weitergemacht und sich damit ihren Weg in den von Gitarren geprägten Teil der Popkultur des Landes gebahnt. Und sind im Zuge dessen in den letzten zehn Jahren zu einem Stil bildenden Einfluss für eine ganze Generation angepunkter Jungsrockbands geworden.

Dass sich die Sache seit dem Erscheinen von "Flamingo" 2001 in dieser Weise entwickeln konnte, hat indes wohl weniger mit Geschäftssinn als mit jener Art von Integrität zu tun, die man wohl nur in den Subkulturen lernen kann. Und nicht zuletzt mit der simplen Tatsache, dass Turbostaat schlichtweg die richtigen Akkorde gefunden haben. Inmitten vielfacher Erschlaffung trat diese Band derart energisch auf, dass sich ihr nur schwer zu entziehen war. Ein Turbostaat-Konzert war dann auch ein bisschen so, wie der Name andeutet: jemand legte einen Schalter um und das Publikum wurde von einer treibenden Welle aus Moll (!) weggetragen.
Und Turbostaat sind auf den folgenden vier Platten genau diese so energische wie unprätentiöse Band geblieben.
An der Musik hat sich dabei bis heute nichts Substanzielles geändert. Sänger Jan Windmeier skandiert immer noch mehr als dass er singt, die Musik lebt immer noch vor allem von der Energie und erst beim zweiten Hinhören von den Melodien. Und die Texte sind immer noch in einer Weise kryptisch, dass sie je nach Vorliebe als protopolitisches Statement oder persönliche Zustandsbeschreibung lesbar sind. Das Erstaunlichste dabei aber ist: die Anhängerschaft ist mittlerweile recht groß - und fühlt sich doch bei dieser Band familiär aufgehoben.
Wer das schafft, der darf auch Erfolg haben.
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